(Writers in Prison - Day, 15.11.2023)
Ein Stuhl…
dröhnend leer.
Kein Fleisch, kein Blut,
kein Herz und kein Verstand,
kein Finger, keine Kehle,
kein Stimmband,
kein Ohr zu hören,
kein Auge zu sehen,
keine Haut zu fühlen.
Wozu soll er nütze sein?
Säße der drauf, der dort hingehört,
denkend, ringend um das treffende Wort,
entwerfend ein Sein, das euch schaudern lässt,
einwerfend diese hochgedachten
Menschenscheuchen
- Geschwüre eurer Angst -
die euch in die vollgestopfte Fresse flögen,
es wäre ein heiliger Stuhl.
Nun Ist er leer
und nütze
der Erinnerung,
der Wachsamkeit.
Hätte ich doch soviel Mut
wie der, der auf diesem Stuhl einst saß,
denn nicht weit,
an meinem Tisch,
steht auch
…ein Stuhl.
(© Oliver Kai A. Knütter)